Weinlesung 2014

Tragen Sie ein Gebiß oder ein Hörgerät und sind über 65 Jahre alt?? Dann ist es höchste Zeit, einem Gesangverein beizutreten!
Grandiose Stimmung bei der Estenfelder Sängervereinigung

Mit der irischen Volksweise „letzte Rose“ eröffnete der gemischte Chor der Sängervereinigung 1890 Estenfeld e.V. unter Leitung von Stefan Demling die diesjährige „Weinlesung“ im Sängerheim.
Nach der herzlichen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Bruno Dobhan und dem schwungvollen Lied des gemischten Chores über das schöne Frankenland wurde zuerst der leckere Brotzeitteller aus der Metzgerei Wolz serviert, um den Gästen eine „gute Unterlage“ zu verschaffen. Danach ging’s los. Rudi Hepf präsentierte nicht nur in gekonnter Weise 7 erlesene Weinproben vom Weingut Hessler aus Veitshöchheim, sondern entführte das Publikum auch in die Kunst des Weinanbaus. Im Durchschnitt ergibt ein Hektar Weinberg ca. 90 Hektoliter Wein. Das Weingut Hessler vermarktet jährlich etwa 500 Hektoliter bei einer Anbaufläche von 7 ha, wobei alleine ca. 4 ha Müller Thurgau angebaut werden.
Dass der Bacchus eine Kreuzung zwischen Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau ist und die Trockenbeerauslese 125 Grad Öchsle hat, lernten wir an diesem Abend ebenso, wie die Tatsache, dass der „Bocksbeutel“ seinen Namen der Ähnlichkeit mit dem Hodensack des Ziegenbockes zu verdanken hat. Heute werden in den Bocksbeutel ausschließlich qualitativ hochwertige Weine gefüllt.
Zwischen den einzelnen Weinproben sang der Männerchor „Auf euer Wohl“ und besang das „Weinland“.

Der Clou des Abends waren Rudi Hepf und Albrecht Vornberger, die als „Bebel’s Bembel“ das Publikum mit ihren kabarettistischen Einlagen zum Lachen brachten. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft im Sängerverein ist ein Gebiss, ein Hörgerät und ein Mindestalter von 65 Jahren. Dass die Gründungsmitglieder von 1890 mit tosendem Applaus begrüßt wurden, versteht sich von selbst. Ebenso die Tatsache, dass der Wiedererkennungswert eines Chores umso höher ist, je mehr Sänger „daneben“ singen.
Dass die bisher verschlafene Gemeinde Estenfeld ihr Image im Internet aufpoliert und für den schnelleren Datenverkehr Brieftauben einsetzt, wussten „Bebel’s Bembel“ ebenso zu berichten, wie die Tatsache, dass das Haar der Bürgermeisterin Rosi Schraud wie eine Eins sitzt, egal welche schwierige Aufgabe auch zu bewältigen ist. Da hilft auch das Neglige im heimischen Schlafzimmer nicht – der Ehemann schläft rücksichtsvoll, um die perfekte Frisur nicht zu zerstören.
Das Pusztalied „ungarischer Tanz“, das der gemischte Chor mit Pep vortrug, begeisterte das Publikum noch einmal richtig und wurde mit tosendem Applaus belohnt, bevor die letzte Probe, eine feurige Domina (ein Rotwein!) serviert wurde.
Die „Bembel“ verabschiedeten sich mit dem Hinweis: „für die Gage, die wir hier kriegen, geht nix mehr“. Ohne Zugabe wollte das total begeisterte Publikum aber nicht nach Hause gehen. Albrecht Vornberger hatte mit seinen Witzen die Lacher auf seiner Seite und gab zum Schluss den guten Rat: „nur wer das Auto noch findet, darf nach Hause fahren“. Rudi Hepf brachte mit seiner Büttenrede „ein Lied auf die Männer“ den Saal noch einmal zum Toben. Vor allem die Frauen waren nicht damit einverstanden, dass die glatzköpfigen, im Geist erblühten Männer mit ihren Bierbäuchen römischen Gladiatoren gleichgestellt sind und für ihre Schönheit bewundert werden wollen. Versöhnlich wurde es wieder, als auch Rudi kleinlaut zugab, dass er ohne Frau nicht leben kann und dankbar ist, dass er sich zu Hause den Platz unter dem Tisch selbst aussuchen darf.
Nach dem Lied des Männerchores „Aus der Traube in die Tonne“ bedankte sich der Vorsitzende Bruno Dobhan bei Rudi Hepf und Albrecht Vornberger für die hervorragende Weinpräsentation und die fantastische Unterhaltung und überreichte beiden ein Geschenk als Dankeschön. Stolz bemerkte Bruno Dobhan, dass auch nach der 7. Weinprobe der Männerchor noch in der Lage ist ein Lied zu singen. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass der Männerchor immer mehr schrumpft und keine neuen Sänger dazu kommen. Im nächsten Jahr feiert die Sängervereinigung 1890 Estenfeld e.V. ihr 125-jähriges Jubiläum und vielleicht gelingt es, an einem Sängertreffen auf europäischer Ebene teil zunehmen. „Traut euch, es wäre schade, wenn ein wichtiges Kulturgut in Estenfeld verloren ginge“, warb der Vorsitzende für neue Mitglieder.
Nach dem gemeinsamen Schlusslied „Ein Heller und ein Batzen“ klang der weinselige und unterhaltsame Abend aus. Viele Gäste verabschiedeten sich mit den Worten „super, klasse, wir kommen wieder“.
Dank auch allen Helfern, die dazu beigetragen haben, diesen Abend zu einem Highlight werden zu lassen. Besonderen Dank an die fleissigen Helfer für ihren unermüdlichen Einsatz vor und hinter der Theke.

Gitti Krüger