In altbewährter Weise organisierte Gerd Koch den 2-Tagesausflug der Sängervereinigung ins Nördlinger Ries – und es war einfach spitze!!
(Beitrag von Gitti Krüger)
Das Nördlinger Ries liegt im Grenzgebiet zwischen Schwäbischer Alb und Fränkischer Alb im Städtedreieck Nürnberg – Stuttgart – München. Das nahezu kreisförmige, flache Ries hebt sich auffällig von der hügeligen Landschaft der Alb ab. Aufgrund der im Ries gefundenen Gesteine, insbesondere des Suevits, wurde das Ries zunächst für eine vulkanische Struktur gehalten. Erst 1960 konnte nachgewiesen werden, dass es Überreste eines etwa 14,6 Millionen Jahre alten Einschlagkraters sind, der während des Ries-Ereignisses entstand. Das Ries gilt als einer der besterhaltenen und –erforschten großen Meteoritenkrater der Erde.
Am Samstagmorgen ging es los! Nach einer knapp einstündigen Fahrt kamen wir in Feuchtwangen an und erlebten dort gleich die erste Überraschung. Im „Café am Kreuzgang“ erwartete uns ein leckeres und vielseitiges Frühstück an liebevoll gedeckten Tischen. Das traumhafte Ambiente des Cafés, das mit antiquarischen Möbeln, Bildern und Figuren ausgestattet war, ließ uns alle staunen und wir waren total begeistert. Bevor wir weiterfuhren, bedankte sich der Männerchor mit dem „Sängermarsch“, den unser Dirigent Stefan Demling auf dem Klavier begleitete.
Anschließend spazierten wir zum Sängermuseum der Stadt Feuchtwangen. Bei der interessanten Führung lernten wir, dass im 19. Jahrhundert neue Sänger mittels „Ballotage“ in den Verein aufgenommen wurden, d.h. nach erfolgreichem Vorsingen votierten die Altmitglieder entweder dafür oder dagegen, indem sie eine weiße oder schwarze Kugel in die „Ballotage“ warfen.
Dass es seit dem 19. Jahrhundert gemischte Chöre gibt, haben wir resoluten Frauen zu verdanken, die während langer Erkrankung oder Kriegseinsatz ihrer Männer den Platz im Gesangverein freigehalten haben und dann den Mut hatten, diesen auch zu verteidigen!
Bei der Führung im Sängermuseum hörten wir außerdem die Originalaufnahme des Liedes „Heideröslein“, Text von Goethe, Melodie von Heinrich Werner, das von 8000 Männern gesungen wurde. „Gänsehaut pur-Gefühl“!
Wie es sich für einen Gesangverein gehört, verabschiedeten wir uns auch hier mit dem Lied: „Erlaube mir fein‘s Mädchen“, das der gemischte Chor vortrug.
Anschließend fuhren wir weiter nach Nördlingen. Nach dem leckeren Mittagessen wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt, eine Gruppe hatte eine junge agile Frau als Stadtführerin, die allgemein gelobt wurde! Ich selbst war in der Gruppe, die einen älteren Herrn als Stadtführer hatte, der sich zu unserer Überraschung als absoluter Kenner seiner Stadt, hervorragender Erzähler und lustiger Geselle entpuppte. Es machte riesigen Spaß ihm zuzuhören und vor allem die Frauen waren fasziniert und erschauderten, als er über die Foltermethoden für zänkische Weiber und untreue Ehefrauen berichtete. Über das zeitweise schelmische Aufblitzen in den Augen der Männer will ich lieber schweigen!
Allerdings wurden auch die Herren still, als unser Stadtführer vom „Schandturm“ berichtete, in dem in früheren Zeiten streitbare Ehepaare tagelang 30 Meter tief eingesperrt und erst wieder befreit wurden, als sie Einigkeit beteuerten. Nicht selten fand dann 9 Monate später eine Taufe statt! Ob diese Methode in unserer heutigen Zeit auch weiterhelfen würde, wer weiß???
Unsere Fahrt ging weiter nach Öttingen, wo wir das Orgelmuseum Steinmeyer, das sich in der originalen Orgelbauwerkstatt befindet, besichtigten. Die Kgl.-Bayer. Hoforgel- und Harmoniumfabrik G.F. Steinmeyer & Co., die 1847 gegründet wurde und leider nach 4 Generationen im Jahr 2000 den Betrieb einstellen musste, baute u.a. die Orgel im Passauer Dom, die mit 17000 Pfeifen, (die größte 12 m lang, die kleinste nur 6mm) als die größte Kirchenorgel der Welt gilt. In ihrer Glanzzeit verfügte die Firma Steinmeyer sogar über einen eigenen Bahnanschluss, um die Orgeln transportieren zu können.
Mit unserer Heimatstadt Würzburg besteht insoweit eine Verbindung, als die Orgeln in der Mariannhillkirche und im Grünewaldgymnasium aus der Werkstatt der Firma Steinmeyer stammen.
Nach dieser beeindruckenden Führung fuhren wir ins Hotel „Krone“ nach Öttingen. Zum Abendessen erwartete uns ein ausgezeichnetes 4-Gänge-Menü, mit dem keiner gerechnet hatte – „super, lecker, prima“ – alle waren begeistert
Doch die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: ein Nachtwächter im Originalkostüm, der uns durch die Stadt führte, wartete auf uns. Wir erfuhren in kurzweiliger und lustiger Ausführung sehr viel über die Geschichte der Stadt, über die Adelsgeschlechter und über die Aufteilung der Güter nach der Glaubensrichtung. Und wir lernten das „Wölfle“ kennen, in dem unser Reiseorganisator in seiner Jugend viele schöne Stunden verlebt hat. Der Abend war herrlich, interessant und lustig und endete im gemütlichen Biergarten des Hotels bei einem guten Glas Wein oder einem frisch gezapften Bier. Öttingen ist eine Reise Wert – kein Wunder, dass auf den hohen Kaminen zahlreiche Storchenfamilien wohnen! Keine Frage, dass wir uns auch vom Nachtwächter musikalisch verabschiedeten. Der Männerchor sang „ Musik erhält die Welt“ und der gem. Chor besang die „Abendruhe“.
Nach dem reichhaltigen Frühstück am nächsten Morgen ging der Ausflug nach Wemding, wo unsere Gruppe am Gottesdienst in der Wallfahrts-Basilika „Maria Brünnlein“ teilnahm und eigens auf den reservierten Plätzen im Chorgestühl sitzen durfte. Um 1680 brachte ein Wemdinger von einer Reise ein Marienbildnis mit nach Hause, das heutige Gnadenbild von Maria Brünnlein, das bis heute von den Gläubigen verehrt wird. 1692 wurde aufgrund eines Gelübdes eine Feldkapelle über dem sogenannten „Schillerbrünnlein“ errichtet. Dieser Brunnen ist bis heute Mittelpunkt der Kirche. Die Orgel wurde 1923 von der Firma G.F. Steinmeyer neu erbaut.
1998 wurde der Wallfahrtskirche eine große Ehre zuteil, als ihr Papst Johannes Paul II. den Titel und die Würde einer „Basilika Minor“ verlieh und sie damit in den Kreis der mit besonderen Rechten und liturgischen Vergünstigungen ausgezeichneten Gotteshäuser aufnahm!
Ein Sängerverein ohne Lieder – geht nicht! Deshalb sangen wir nach dem Mittagessen in der Kirche das Lied: „gegrüßet seist du Königin“, bevor wir uns aus Wemding verabschiedeten.
Die Reise führte uns weiter in die Kirche St. Martin nach Mönchsdeggingen, in der sich eine liegende Orgel befindet. Das Besondere daran ist, dass die Pfeifen schräg liegen und die Orgel somit kaum sichtbar ist. Sie dient mehr als Begleitorgel und wird hauptsächlich bei konzertanten Anlässen gespielt. In der Kirche St. Martin sang der Männerchor „Ave Maria der Berge“ und trieb so manchem Zuhörer die Tränen in die Augen.
Ein weiterer Höhepunkt war die Kutschfahrt in Iphofen. Kräftige Pferde zogen die Fuhre, die mit uns beladen war, durch die Weinberge. Überrascht wurden wir wieder mit einer Weinprobe und mit der Einkehr bei einer netten Winzerfamilie, wo es selbstgebackenen Kuchen und Kaffee gab. Die Stimmung war bombastisch und wir fuhren singend und lachend durch den Ort und manch ein Fußgänger mag verwundert den Kopf geschüttelt haben über „die verrückte Leut‘“.
Beim Benediktiner in Münsterschwarzach kehrten wir dann zum Abendessen ein. Nach dem Lied des Männerchores „Weinland“ traten wir anschließend lustig und vergnügt die Heimreise an.
Der 2. Vorsitzende der Sängervereinigung, ließ auf der Heimfahrt noch einmal alle Erlebnisse Revue passieren und erinnerte an die vielen Eindrücke, die wir mitnehmen durften. Er bedankte sich bei unserem netten Busfahrer, der uns unfallfrei und sicher chauffiert hatte und bei dem Kassier des Vereins Karl Zink, der immer mit dem Geldsäckel zur Stelle war wenn es ums Bezahlen ging. Riesigen Applaus gab es für unser Ehrenmitglied Gerd Koch, der die erlebnisreiche und kurzweilige Fahrt organisiert und im Vorfeld viele privaten Stunden für die Ausarbeitung geopfert hatte. Alle, wirklich alle waren restlos begeistert und gingen nach diesem tollen Wochenende vergnügt nach Hause!